Wer Rudolf Rocker ohne Leidenschaft beschreiben kann, dem gebührt der Nobelpreis für Neutralität. Ich versuchs erst gar nicht. Warum auch, wenn ich als radikaler Freigeist sein Schaffen so gerne annehmen kann, oder in Rocker-Diktion ausgedrückt, sein Schaffen gerne anzunehmen imstande, respektive in der glücklichen Lage bin. Es fängt damit an, dass ich seine Sprache, diese vornehme und vertrauenerweckende Art des Ausdrucks liebe. Sie entspringt der tiefen Rezeption der Klassik des 19. Jahrhunderts. Diese verband er mit modernen sozialistischen Vorstellungen und Analysen. Das machte Rocker einzigartig. Dogmen, „historischen Notwendigkeiten“, Zwangsläufigkeiten in der Geschichte, kirchlichen wie marxistischen Teleologie und Determinanten fühlte er für diese schmerzlich auf den Zahn. Sein Geist blieb bis zu seinem Tode im Jahr 1958 frei, offen und stets einladend. Auch methodisch waren ihm Dogmen fremd, vielmehr versuchte er zu vereinen und zusammenwirken zu lassen, was dem freien Gedanken und gemeinschaftlichen Kräften förderlich war. Geschichte ist jederzeit veränderbar. Wer seinen Geist öffnet, schafft für jedes Wohlergehen der Menschheit eine Grundvoraussetzung. Dialektisches Denken bereicherte Rocker nur allzu oft um komplementäres Denken. Notorisches Denken in Gegensätzen, wie es in universitären und marxistischen Kreisen - artig nach Hegel - Usus ist, blockiert das Hirn mehr, als dass es auf Dauer zum freien Denken beiträgt.
Zu mir kam Rudolf Rocker nicht als Lehrer. Er kam als Gefährte. Bremen, den 19. März 2023.
Rudolf Rocker war konsequenter Föderalist und sah das Individuum generell in der Lage, im Verein mit den Mitmenschen freie Kooperationen einzugehen und eine funktionsfähige föderalistische Gesellschaftsform aufzubauen ohne Bevormundung durch höhere Instanzen und Herrschaft. In einer solchen Gesellschaft entfalte sich die schöpferische Kraft des Menschen, als Basis jeder Kultur. Deutlich betonte er:
„Wer neue Tatsachen schaffen will, muss von einer inneren Begeisterung getragen sein. Was den Kleinmütigen im Geiste unmöglich erscheint, ist es häufig nur deshalb, weil ihnen der schöpferische Wille und die innere Verantwortung fehlt, Unmögliches möglich zu machen. Die Großzügigkeit der Mittel entspringt stets der Großzügigkeit des Gedankens und der inneren Überzeugung. Wer sich stets damit begnügt, Maulwurfshügel aufzuwerfen, verliert mit der Zeit jede Fähigkeit, Größeres zu vollbringen, auch wenn ihm die stärkste Organisation zur Verfügung steht. Auch die größte Organisation wird häufig kampfunfähig, wenn ihr der Geist fehlt, der ihrem Wollen Flügel gibt und sie vor innerer Versteinerung und geistiger Verkalkung bewahrt.“ (1)
Seine allgemeine Kulturdefinition übernahm er vom Philosophen Ludwig Stein: „Die ausnahmslose Regelmäßigkeit im Ablaufe aller Geschehnisse, wie sie ohne gewisse Zwecksetzungen, also ohne menschliche Mittätigkeit zustande kommt, heißen wir Natur. Das vom Menschengeschlecht zweckmäßig und planvoll Erarbeitete, Beabsichtigte, Erstrebte, Erreichte und Gestaltete hingegen nennen wir Kultur.” (2)
Rockers Geschichtsverständnis zeigt auf, dass in Zeiten schwacher Zentralgewalten (Staaten/Kirchen) die Kultur gedieh und umgekehrt in Zeiten starker Zentralgewalten und des Nationalismus das Kulturniveau deutlich sank. In seinem geschichtsphilosophischen Hauptwerk „Nationalismus und Kultur“ belegt er diese These weltgeschichtlich unter Hinzunahme mehrerer geistesgeschichtlicher Disziplinen sowie wirtschafts- und rechtswissenschaftlicher Aspekte.
Rocker erörtert darin die Wechselwirkung zwischen Machtpolitik bzw. Staat einerseits sowie Kultur andererseits und bezeichnet den Staat dabei als destruktive Kraft, der im Gegensatz zur schöpferischen Kultur steht. Der Staat lebe dabei auf Kosten der produktiven kulturellen Kräfte und sei keineswegs „Schöpfer des kulturellen Geschehens“. (3) Jedoch präsentiere er sich so, um den Eindruck zu erwecken, für die Gesellschaft von besonderer Wichtigkeit zu sein. Je stärker die Zentralmacht bzw. ein Staat sei, desto schwächer ausgeprägt sei die Kultur, je schwächer die Macht, desto stärker sei die Kultur, die ohne Zutun irgendwelcher Obrigkeiten „aus den Bedürfnissen der Menschen und ihrem gesellschaftlichen Zusammenwirken“ entstehe. (4)
Gegenüber der Nation ist „jede gesellschaftliche Bindung […] ein natürliches Gebilde, das sich auf Grund gemeinsamer Bedürfnisse und gegenseitiger Vereinbarung organisch von unten nach oben gestaltet, um die allgemeinen Belange zu schützen und wahrzunehmen“. Dagegen ist „jede staatliche Organisation aber […] ein künstlicher Mechanismus, der den Menschen von irgendwelchen Machthabern von oben herab aufgezwungen wird und der nie einen anderen Zweck verfolgt, als die Sonderinteressen privilegierter Minderheiten in der Gesellschaft zu verteidigen und sicherzustellen“. Die Staatsnation ist „eines der gefährlichste Hindernisse für die soziale Befreiung“. Das Volk dagegen ist das „natürliche Ergebnis gesellschaftlicher Bindungen […]“. (5)
Jedes politische Machtgebilde habe das Bestreben, alle Gruppierungen des gesellschaftlichen Lebens seiner Aufsicht zu unterstellen. So versucht es, alle Beziehungen der Menschen unter sich durch die Vermittlungsorgane der staatlichen Macht zu regeln. In einer freien Gesellschaft dagegen erscheine dem Menschen „jeder äußere Zwang sinnlos und unverständlich, fühlt er doch selbst die volle Verantwortung, die sich aus den gesellschaftlichen Beziehungen zu seinen Mitmenschen für ihn ergibt, und die er seinem persönlichen Handeln ohne weiteres zugrunde legt“. (6) Daher besteht Freiheit nach Rocker „nur dort, wo sie vom Geiste persönlicher Verantwortung getragen ist.“ (7)
Rocker lädt uns alle ein, erörternd zu diskutieren, und ich möchte dazu ermutigen, diesen Wälzer zu lesen, der in zwei übersichtlich gesetzten Bänden erschien. Es liest sich ähnlich flüssig intoniert, wie ich mir vorstelle, dass Rocker auch seine Vorträge hielt. Augustin Souchy schrieb über diese Art:
„Auf der Rednertribüne war Rudolf Rocker einzigartig. Die Art seiner Darstellung fesselte. Er baute seine Reden logisch auf, ein Argument ergab sich bei ihm folgerichtig aus dem andern, seine Beweisführung war zwingend und in seinem Redefluss gab es keine Stockungen noch Dissonanzen. Sein formvollendeter Vortrag war aber auch stets inhaltsreich. Er hatte immer etwas Substanzielles zu sagen, und er fand für seine Gedanken auch stets die rechten Worte. Sein reiches Wissen setzte selbst anspruchsvolle Zuhörer in Erstaunen. In seinem rhetorischen Talent vereinigten sich wohlklingende Phonetik mit exakter Semantik. Es war ein Genuss, ihm zuzuhören.“ (8)
Keine Frage, Rocker war mit Ausnahme einiger Naturwissenschaften eine Art Universalgelehrter, der es überdies verstand, sein enormes Wissen an alle (!) Bevölkerungsschichten zu vermitteln, unabhängig vom Bildungsgrad und unabhängig der politischen Verortung (auch Deutschnationale!).
Tipp:
Rockers Hauptwerk erschien in der ersten Ausgabe unter dem Titel „Die Entscheidung des Abendlandes“ (2 Bände). Siehe auch die zusammenfassende Darstellung von Helge Döhring: Der Kampf der Kulturen gegen Macht und Staat in der Geschichte der Menschheit. Eine Ausarbeitung zu Rudolf Rockers Werk „Nationalismus und Kultur“, Moers 2015
Rocker fing ganz klein an: Als zweiter Sohn des Notendruckers Georg Philipp Rocker und Anna Margaretha Rocker am 25. März 1873 in Mainz geboren, wuchs er seit seinem 14. Lebensjahr als Waisenkind in Mainz auf, durchlitt ein autoritäres katholisches Erziehungsheim, das ganz im Kontrast stand zu seinem liberalen familiären Umfeld. Nach dem Besuch der Volksschule begann er eine Lehre als Buchbinder. Rocker politisierte und radikalisierte sich in der örtlichen Sozialdemokratie unter maßgeblichen Einfluss der Lektüre radikaler und populärer Anarchisten wie Michael Bakunin und Johann Most. Ihre Einsichten wurden die Seinen, und so kam es, dass er sich innerhalb der SPD der „Opposition der Jungen“ anschloß, die sich strikt gegen den zentralistischen und staatsanbiedernden Kurs der Partei wandte. Auf dem Erfurter Parteitag 1891 schließlich wurden die zum Anarchismus oder „Anarcho-Sozialismus“ tendierenden Richtungen ausgeschlossen, weshalb Rocker gezwungen war, seine organisatorischen und rednerischen Aktivitäten von der Partei weg zu verlagern, ohne jedoch den Konfrontationen mit dieser aus dem Weg zu gehen. Nötigen Konflikten sollte er auch später nicht ausweichen.
Tipp:
Emmelie Öden: Proletarisches Mainz. Der Rudolf Rocker-Stadtführer (Edition Syfo, Nr. 8)
1892 floh Rocker vor Strafverfolgung und Kriegsdienst nach Frankreich, knüpfte dort erste Kontakte zu jüdischstämmigen Teilen der Arbeiterbewegung und gelangte mit deren Hilfe 1895 nach London. Überall wurde Rocker Teil des jeweiligen Volkes. Besonders in der Exilhochburg der britischen Insel zählte ihn die jüdische Arbeiterschaft schnell zu den ihren. Der Nichtjude und Atheist Rocker organisierte mit ihnen 1912 die großen Textilarbeiterstreiks, mit Schwerpunkt im Londoner East End. Der Erfolg lag unter anderem darin begründet, und auch daran hatte Rocker großen Anteil, dass sich die Arbeiterklasse durch Antisemitismus nicht spalten ließ. Er knüpfte weltweite Kontakte, lernte die Größen des Anarchismus sowie der Arbeiterbewegung kennen (darunter Kropotkin, Gustav Landauer und Errico Malatesta) und trat den bedeutenden Vereinigungen, darunter dem traditionellen „Communistischen Arbeiter-Bildungsverein“ bei. Er reifte zum Weltmann, sprach, las und schrieb inzwischen mit Englisch, Französisch und Jiddisch drei Fremdsprachen, weitere kamen hinzu. Mit Jiddisch konnte sich Rocker auch als Redakteur von Arbeiterzeitschriften, darunter der „Arbeiterfreund“ und die „Germinal“, beliebt machen.
Doch das Gefängnis holte ihn auch im Exil ein. Denn als „feindlicher Ausländer“ wurde er mit Kriegsbeginn 1914 interniert. Es nutzte ihm nichts, dass er mit dem Deutschen Reich längst gebrochen und als Internationalist und Antimilitarist einen über London hinausgehenden Bekanntheitsgrad erreicht hatte. Die Repression bestätigte seinen Klassenstandpunkt, wonach die Nationalität für die Befreiung der Arbeiterklasse nicht entscheidend war, sondern der internationale Zusammenhalt der Werktätigen weltweit. Auch als Gefangener ließ sich Rocker nicht mundtot machen und hielt in dieser Zeit 139 Vorträge. Die bleibenden Eindrücke davon trug sein internationales Publikum – alle waren „feindliche Ausländer“– in die Welt hinaus. Über diese Zeit seiner Gefangenschaft legte er 1925 über 400 Buchseiten Rechenschaft ab, Titel: „Hinter Stacheldraht und Gitter. Erinnerungen aus der englischen Kriegsgefangenschaft“.
Tipp:
Helmut Rüdiger: Rudolf Rocker und die jüdische Arbeiterbewegung, in: „Die freie Gesellschaft“, Nr. 22/1951
Marcel Faust: Rudolf Rocker in den britischen Internierungslagern zur Zeit des Ersten Weltkrieges, in: Andreas Hohmann (Hg.): Ehern, tapfer, vergessen: Die unbekannte Internationale, Lich 2014
Nach über 25 Jahren Exil kehrte Rocker als gefragtester deutschsprachiger Anarchist nach Deutschland zurück und entfaltete auch hier sogleich eine enorme Ausstrahlungskraft als hochgebildeter Organisator und vielschichtiger Rhetoriker, dem es stets gelang, von gleich zu gleich zu sprechen.
Für den Neuaufbau der anarcho-syndikalistischen Arbeiterbewegung in Deutschland wie auch die Neuformierung der antiautoritären „Internationalen Arbeiter-Assoziation“ verfasste Rocker die Programme und Statuten, wohlgegliederte Grundlagen, die in ihren inhaltlichen Grundzügen auch nach 100 Jahren Gültigkeit besitzen. Seine „Prinzipienerklärung des Syndikalismus“ (1919) gilt weltweit als eines der Hauptwerke syndikalistischer Programmatik, in der dessen Wesen, die Ziele und die Mittel prägnant erläutert werden. Sie wurde auf dem 12. Kongress der „Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften“ (FVdG) Ende 1919 beraten und angenommen; die Organisation umbenannt in „Freie Arbeiter-Union Deutschlands“ (FAUD). Rocker blieb Spiritus Rector der Bewegung.
Berlin, inklusive Rockers Wohnung, avancierte – wie vorher London – zu einer der bedeutendsten Zufluchtsstätten des weltweiten Anarcho-Syndikalismus. Bei ihm verkehrten tatkräftige Flüchtlinge wie Nestor Machno, Emma Goldman, Buenaventura Durruti und Francisco Ascaso. Er half allen Genossen in Not praktisch und sofort, gab Unterkunft, organisierte Sammlungen und mehr. Es schien dabei gleichgültig, ob er gerade organisatorisch oder schriftstellerisch voll eingespannt war: Genossen, die zu ihm kamen, unterstützte er ganz unbürokratisch, ohne sich hinter Regularien zu verstecken. Seine Ideale lebte er ganz praktisch.
Tipp:
Rudolf Rocker: Grundlagen des revolutionären Syndikalismus. Prinzipienerklärung der Internationalen Arbeiter-Assoziation, Berlin 1923
Rudolf Rocker: Prinzipienerklärung des Syndikalismus, Berlin 1920
Rocker läßt mich bei aller Faszination für ihn Freigeist bleiben. Er bevormundet nicht, er macht unaufdringliche Angebote. Je mehr ich von ihm las, desto mehr vertraute ich seiner Redlichkeit, mir nicht etwas einflüstern zu wollen. Wo auch immer ich bei ihm anecken möchte, ist eine offene Tür und mein natürlicher Widerspruchswille weicht dem Staunen über die Möglichkeiten, die sich meinem Kopf eröffnen. Ich mag den Begriff der „natürlichen Autorität“ und vielleicht war Rocker der erste, der eine solche für mich darstellte. Für ihn gilt wohl das, was Erich Mühsam so formulierte:
„Wer Kraft seiner Gaben die gleichberechtigten Gefährten zum Höchstmaß freiwilliger Tatfreude zu entflammen weiß, hat sich das Recht auf Führung erworben.“ (9)
Diese Tatsachen ließen mich mit der Zeit erkennen: Rocker wurde vom Klassikerkenner selbst zum Klassiker, und zwar zu einem sehr vielschichtigen.
Seine autodidaktische Bildung begann Rocker schon als Jugendlicher mit dem Schwerpunkt „Französische Revolution“, in deren Geschichte bekanntlich die politischen Weichen sozialistischer Entwicklungen gestellt wurden und mit denen er sich zuerst vertraut machte. Später kannte er Zimmermanns Epochenwerk „Bauernkrieg“ genauso inwendig, wie Goethes „Faust“ und viele andere Klassiker der Literatur und Philosophie.
1928 brillierte Rudolf Rocker thematisch mit sechs Weltcharakteren der Literaturklassik, nämlich mit Shakespeares Hamlet, Novalis’ Heinrich von Ofterdingen, Cervantes’ Don Quijote, ETA Hoffmanns Medardus, Goethes „Faust“ und mit dem mehrfach, beispielsweise von Moliere, bedichteten Don Juan.
„Die Sechs“, wie das Büchlein betitelt wurde, bezeichne ich als (vorübergehende) sozialistische Vollendung der Klassik und Romantik. Denn Rocker galt ebenso als Kenner zeitgenössischer Weltliteratur mit sozialistischem Einschlag, darunter Maxim Gorki, Émile Zola, Upton Sinclair, B. Traven, Ibsen und anderer. Zugleich kann „Die Sechs“ als literarische Fortführung des Kropotkin-Klassikers über die „Gegenseitige Hilfe“ gelesen werden. Alle Charaktere, so stark sie im Einzelnen auch sind, scheitern an den Fragen des Lebens, versinken vor der Sphinx symbolisch im Sand. Im Schlusskapitel stehen alle wieder auf und tun sich verschiedentlich zusammen, als Renaissance des gemeinschaftlichen Geistes und höherer Wirkmächtigkeit, die den universellen Fragen zwar nicht auf den Grund kommt, jedoch die Voraussetzungen dafür schafft, weitere Erkenntnisse überhaupt erlangen zu dürfen. Alles Weitere bleibt – selbstverständlich – offen. Dieses Werk vermittelt mit sehr niedriger Hemmschwelle klassische Bildung und ist für mich Hoffnung und Offenbarung zugleich. Die sprachliche Virtuosität zog mich sofort in den Bann. Da war sie wieder: Rockers offene Tür, die mich ein wahres Erkenntnisparadies erleben ließ.
Tipp:
Vicki Spindler: Versuch zu Rudolf Rocker DIE SECHS, in: Syfo – Forschung & Bewegung; Nr. 8/2018
Aber ließ sich dieses hohe Bildungsgut auch politisch-praktisch anwenden? In Mülheim an der Ruhr galt 1920 der Belagerungszustand und Rocker durfte dort keinen politischen Vortrag halten. Erlaubt hatte die Militärbehörde lediglich die Behandlung der alten deutschen Klassiker. Rockers Erinnerungen nach ereignete sich in Anwesenheit staatlicher Zensoren folgendes:
„Als ich ans Rednerpult trat, wurde es plötzlich so still, dass man eine Feder hätte fallen hören können. Die außergewöhnlichen Umstände, unter denen diese Versammlung zustande gekommen war, hatte die Spannung meiner Zuhörer aufs höchste gesteigert. Natürlich hatte ich meinen Vortrag eigens darauf angelegt, die verfänglichsten Stellen aus der klassischen Literatur auszugraben, an denen die Vertreter der Obrigkeit gewiß keine Freude haben konnten und die sie vielmehr als moralische Züchtigung empfinden mußten. Nach einer kurzen Einleitung über die geistigen und gesellschaftlichen Zustände in Deutschland, die der Entwicklung der klassischen Literatur vorausgingen, begann ich mit Lessing. Ich behandelte seine Auffassungen vom Staat und von der Kirche, die Gespräche Ernst und Falk, seine ketzerischen Anschauungen über den Patriotismus, um zuletzt die Gedanken des großen Denkers über das ‚ewige Ringen der Menschheit‘ im Nathan darzulegen. Dann entwickelte ich die Ansichten Herders über das Wesen der Regierungen und die Gedanken, die er in seinen Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit und den Briefen zur Beförderung der Humanität niedergelegt hatte. Aus Goethes Schaffen dienten mir seine Ansichten über die Freiheitskriege, der Faust, Wilhelm Meister und der Monolog des Prometheus als Leitmotive. Schillers Räuber, Kabale und Liebe und der Tell gaben mir reichlich Gelegenheit, wohlgezielte Seitenhiebe auszuteilen, wie auch Wielands Goldener Spiegel und Diogenes von Sinope. Auch geeignete Stellen aus Jean Pauls Titan und Komet boten mir genug Möglichkeiten, die freiheitlichen Gedankengänge des letzten großen deutschen Humanisten anschaulich hervorzuheben. Als ich aus Jean Pauls Kriegserklärung gegen den Krieg die Stelle erwähnte: ‚Schelling redet von einem ‚fast göttlichen Recht des Eroberers‘; er hat aber die Straßenräuber gegen sich, welche in dieser Sache einem Alexander und Cäsar ins Gesicht dasselbe für sich behaupten und welche wieder den Kaiser Markus Aurelius für sich haben, der die in Dalmatien gefangenen Räuber zu Soldaten avancieren ließ’, machten die Vertreter der Militärverwaltung recht bedenkliche Gesichter. Doch da war nichts zu machen, denn die ‚Klassiker‘ konnte man nicht in ‚Schutzhaft‘ setzen. Auch die strengen Worte, die Hölderlin in seinem Hyperion den Deutschen zu sagen hatte, konnten patriotischen Ohren nicht gerade angenehm klingen. Ich ging zuletzt noch über die klassische Literatur hinaus und beendete meinen Vortrag mit Börne und Heine. Aus Heine, dem ‚ungezogenen Liebling der Grazien‘, hatte ich natürlich die beißendsten Stellen ausgewählt, und der Beifall, von dem ich oft minutenlang unterbrochen wurde, mußte schließlich auch einer hohen Behörde zeigen, dass ein Vortrag über die Klassiker unter Umständen sehr bedenklich war und sicher nicht dazu beitragen konnte, das Ansehen der Obrigkeit zu stärken. Als Abschluß für meine Ausführungen hatte ich die Stelle aus Heines Wintermärchen gewählt, wo der Dichter in dem geheimnisvollen Nachtstuhl der Göttin Hammonia die Zukunft Deutschlands gesehen oder, besser gesagt, errochen hatte:
‚Doch dieser deutsche Zukunftsduft
Mocht alles überragen,
Was meine Nase je geahnt
Ich konnt es nicht länger ertragen.‘
Als ich daran die Bemerkung knüpfte, dass Heine die Zukunft Deutschlands besser vorausgeahnt als irgendein anderer seiner Zeitgenossen, da der ‚Mist von sechsunddreißig Gruben‘ auch heute noch die geistige Atmosphäre unseres Landes verunreinige und das Gehirn des deutschen Spießers so umneble, dass er nur noch im Takt des Parademarsches denken könne und zu keiner befreienden Tat mehr fähig sei, brauste Beifall durch den ganzen Raum, der lange Zeit nicht verebben wollte. Die Klassiker hatten uns also einen ausgezeichneten Dienst geleistet.“ (10)
Aus dem Stegreif mitreißende Vorträge zu halten, lernte Rocker spätestens in der Zeit seiner britischen Gefangenschaft, wo es ihm nicht möglich war, auf Bibliotheken und umfangreiche Redemanuskripten zurückzugreifen. Stattdessen kamen ihm und den Anwesenden sein großartiges Gedächtnis und seine Redegabe zugute. In den Archiven lagern zahlreiche Berichte sogar von mitschreibenden Polizeispitzeln, die Rocker merklich und positiv beeindruckte. Wie sollten seine Auftritte erst wirken, wenn er politisch sprechen durfte? Aus Berlin hieß es 1920 nach einem Auftreten Rockers bei den Steinsetzern:
„Am 10. Dezember 1920 wurde durch Beschluss der Mitglieder des Zentralverbandes die Föderation der Steinsetzer und Berufsgenossen Gross-Berlin gegründet. […] Vom Zentralverband, welchem ungefähr 750 bis 800 Mitglieder angehörten, schlossen sich bei der Gründung ungefähr 500 Kollegen an. Nachdem der Genosse Rudolf Rocker in der nächsten Versammlung einen der lehrreichsten Vorträge gehalten hatte, konnten wir einen Mitgliederbestand von über 700 Kollegen aufweisen. Wir haben somit in Berlin die absolute Majorität und gleichzeitig auch damit den Zentralverband für Berlin erledigt.“ (11)
Doch ging es durchaus auch in den vierstelligen Bereich hinein, wie sich ein Anarcho-Syndikalist aus Sömmerda in Thüringen erinnerte: „Als Rocker [1919] zum ersten Mal in unserem kleinen Örtchen sprach, war die ganze Verbändlerei umgestürzt, und alle verweigerten der Zentralgewerkschaft den Beitrag. Wir mußten notgedrungen so schnell wie möglich eine syndikalistische Gewerkschaft gründen. Wir zählen gegenwärtig [Ende 1919] in unserem kleinen Ort von 7.000 Einwohnern 2.000 Mitglieder. (12)
Nach Einschätzungen seines Biographen Peter Wienand besaß er nicht nur ein exzellentes Gedächtnis, sondern er bewies außergewöhnliche pädagogische Fähigkeiten zum Vorteil für jeden Zusammenhalt unter Genossen. In vielen Kreisen war er sehr gefragt als Vermittler und als Schlichter. Außerdem war Rocker ein guter Schwimmer, liebte Wanderungen in der Natur und konnte Jodeln. Allen seinen Künsten zum Trotz war Rocker kein Typ der Selbstinszenierung und galt den Zeitgenossen als dessen unverdächtig, was die Zahl seiner Verehrer nicht kleiner werden ließ. (Oder nach einem berühmten Filmklassiker von 1979: „Ich bin nicht der Messias!“)
Tipp:
Rudolf Rocker: Aus den Memoiren eines deutschen Anarchisten, Frankfurt 1974
Der freiheitliche Sozialismus war für Rocker eine Mischung aus Sozialismus und den Ideen des philosophischen Liberalismus. Bezüglich der Geistesstarre marxistischer Lehren sprach er zusammengefasst von „absolutistischen Gedankengängen im Sozialismus“.
Warum scheitern soziale Revolutionen schon im Ansatz? Warum lassen sich Arbeiterinnen und Arbeiter bevormunden, statt ihre eigenen Fähigkeiten auszubauen und sich untereinander frei und solidarisch zu koordinieren? Warum war die Arbeiterschaft gerade im Deutschland nicht fähig für freie und kollektive Kooperationen ohne Zentralismus und Führungskulte? Warum gelang die soziale Revolution im anarchistischen Spanien 1936, aber nicht durch marxistische Organisation in Deutschland von 1918/19? Der Keim autoritärer Denkmodelle sei nicht nur ein Begleiter des Bürgertums und der Kasernenhöfe gewesen, sondern auch innerhalb der entstehenden Arbeiterbewegung virulent. Der bestimmende Einfluss der Ideen von Ferdinand Lassalle und später einiger Lehren von Marx und Engels habe nach Rocker die Tatkraft der Arbeiterschaft und den Glauben an die eigenen Kräfte gelähmt. Angeführt von der Sozialdemokratie etablierten sich auch innerhalb der Arbeiterorganisationen hierarchische und despotische Strukturen, die sie 1914 mit einem Hurra-Patriotismus den Ersten Weltkrieg aktiv mittragen ließen. Als der Arbeiterschaft nach dem Krieg die Macht in die Hände fiel, wusste sie mit dieser Freiheit nichts Konstruktives anzufangen, weil sie seit Jahrzehnten zur Gefolgschaft und zum Gehorsam gegenüber den sozialdemokratischen (und später auch kommunistischen Führern) erzogen worden war. Unfähig, in Eigenverantwortung zu handeln, gab sie in ihrer großen Mehrheit die ihr zugefallene Macht brav an die alte staatliche Ordnung zurück (Stichwort Nationalversammlung statt Räte) und auch 1933 blieb sie ohne Generalstreik. Rocker geht in seinem Fazit den Ursachen dieser proletarischen Unmündigkeit auf den Grund und findet sie im Marxismus verschiedener Ausprägungen angelegt. In dieser Schrift findet sich auch sein bekannter Ausspruch: „Denn der Sozialismus wird frei sein, oder er wird nicht sein.“
Tipp:
Rudolf Rocker: Absolutistische Gedankengänge im Sozialismus, Darmstadt [1950]
Hervorheben möchte ich auch Rockers Gespür für antisemitische Tendenzen, die sich auch in die Reihen der Arbeiterschaft einzuschleichen drohten. Vehement protestierte er 1925 zusammen mit anderen Größen der Bewegung gegen einen Artikel in der anarchistischen Zeitung „Der freie Arbeiter“ mit dem Titel „Der jüdische Nimbus“, verfasst vom populären Siedlungsanarchisten Paul Robien. Rocker konterte mit dem Titel „Der Nimbus des Blödsinns“, jedoch nicht im „Freien Arbeiter“ der „Föderation kommunistischer Anarchisten Deutschlands“ (FKAD), deren Redaktion seinen Artikel ablehnte. Stattdessen brachte ihn das FAUD-Organ „Der Syndikalist“.
Gewichtige Mitglieder traten aus der FKAD aus, neben Rocker (der einst deren Prinzipien verfasste!) auch der für die Bewegung bedeutende jüdischstämmige Rechtsanwalt Victor Fraenkl, der straffällige Anarchisten vor Gericht auch mal unentgeltlich erfolgreich verteidigte. Unter anderem Fraenkls Berufsstand warf Robien vor, mit typisch jüdischen Eigenheiten von gesellschaftlicher Zwietracht zu profitieren. Juden seien eine geheime Nation, die auch von den Kriegen profitieren würden und im parasitären Sinne nicht ohne diese existieren könnten. All jenes würden sie mit dem Nimbus des Unantastbaren überdecken.
Der sonst im Vermitteln geschickte Rudolf Rocker zeigte in diesem Falle deutliche Grenzen. Hierbei sensibilisierte ihn sicherlich seine Erfahrung im solidarischen Gemeinwesen der jüdischstämmigen Arbeiterschaft in London und darüber hinaus. Juden waren seine herzlichen Freunde geworden, die er nie im Stich lassen sollte. Bereits 1923 setzte er im „Syndikalist“ über humanistische Beweggründe hinausgehend mit dem Artikel „Antisemitismus und Judenpogrome“ auch klassenbezogene Akzente, darin heißt es:
„Der Pogrom-Antisemitismus, mit dem wir es heute in Deutschland zu tun haben, ist nur der Schrittmacher der faschistischen Reaktion. Die sogenannten ‚völkischen Verbände‘, welche das Hakenkreuz als Symbol ihres judenfeindlichen ‚Germanentums’ aufgepflanzt haben, werden von den Agrariern und von namhaften Schwerindustriellen materiell gefördert und unterstützt, um die Empörung des darbenden Volkes in falsche Kanäle zu leiten und seine Aufmerksamkeit von den eigentlichen Ursachen seines namenlosen Elends abzulenken.“ (13)
Nebenbei bemerkt bezog sich Rocker positiv auf den Begründer föderalistischer Ideen, Pierre-Joseph Proudhon. Einen Antisemiten, und Rocker hätte es gewußt und moniert, sah Rocker in ihm nicht.
Tipp:
Rudolf Rocker: Antisemitismus und Judenpogrome, in „Der Syndikalist“, Nr. 47/1923
Ich hoffe, bereits angedeutet zu haben, dass die Wirkung seiner Texte nicht von ihrem Umfang abhängig waren. Neben seinen Hauptwerken und Zeitungsartikeln verfasste Rocker besonders in den Jahren von 1919 bis 1927 in den Verlagen der FKAD und der FAUD auch kleinere Broschüren.
Die Titel „Zur Geschichte der parlamentarischen Tätigkeit in der modernen Arbeiterbewegung“ (1919), „Anarchismus und Organisation“ (um 1920), „Der Bankerott des russischen Staats-Kommunismus“ (1921), „Über das Wesen des Föderalismus im Gegensatz zum Zentralismus“ (1923) sprechen inhaltlich für sich. Diese Agitationsbroschüren können als punktuelle Vertiefungen der „Prinzipienerklärung des Syndikalismus“ gelesen werden.
Die Broschüre „Der Kampf ums tägliche Brot“ (1925) ging darüber hinaus auf dringliche Diskussionen innerhalb der radikalen Arbeiterbewegung ein. Sie behandelt (nach dem Abebben der aufständischen Phasen in Deutschland) den Widerspruch zwischen revolutionärem Ideal und praktischer gewerkschaftlicher Betriebsarbeit, die perspektivisch drohten, in Sozialpartnerschaft zu münden.
Stets das Universale im Kopf, befasste sich Rocker auch mit ökonomischen Fragen, angefangen von klassenkämpferischen, gewerkschaftlichen Ansätzen bis hin zu weltwirtschaftlichen Angelegenheiten. So trug eine von ihm 1927 verfasste sehr umfangreiche Broschüre den Titel „Die Rationalisierung der Wirtschaft und die Arbeiterklasse“, bestens eingebettet in die Erläuterung politisch-gesellschaftliche Verhältnisse und bereichert um Fragen kultureller Aspekte im Klassenkampf.
Natürlich bekam Rocker auch in diversen Zeitungen Platz. Als Gedächtnis der internationalen Bewegung verfasste er einige bedeutende Nachrufe im „Syndikalist“ und erwies sich ebenso – dem Zeitungsformat gerecht schreibend – als ein Meister der kurzen Texte, beispielsweise mit „Wir und die Marxisten“ (1919), „Das nationale Einheitsphantom“ (1919), „Der Syndikalismus und seine Aufgaben“ (1924) oder „Syndikalismus und Staat“ (1924). Jeder dieser Artikel ist gestochen scharf formuliert und sie erwiesen sich für die Agitation als ungemein nützlich. Sie sind ein bedeutender Teil seines Gesamtwerkes.
Sehr gefragt war Rudolf Rocker war auch für Übersetzungsarbeit – darunter Emile Pataud/Emile Pouget: „Das letzte Gefecht“ (1930) und William Godwin: „Caleb Williams oder Die Dinge wie sie sind“ (1931) – sowie für literarische Schmuckstücke, beispielsweise das Vorwort zum mehrsprachigen illustrierten Album über Kropotkins Beerdigung (1922).
Tipp:
Die angeführten Broschüren teilweise nachaufgelegt bei Syndikat-A
Mit einer kleinen Ausnahme bekleidete Rocker innerhalb der FAUD keine Funktionen, sondern wirkte als ungebundener Berater ausgleichend und ideengebend in diese hinein. Für die IAA hingegen stellte er zusammen mit Augustin Souchy und Alexander Schapiro seit Gründung 1922/23 das Sekretariat. In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre beteiligte sich Rocker zusammen mit dem populären anarchistischen Schriftsteller Erich Mühsam am Aufbau der „Anarchistischen Vereinigung“ (AV). Beide verband nicht nur Neuköllner Nachbarschaft, sondern eine enge Freundschaft. Rocker war der einzige, dem Mühsam in seiner personell wohlgehüteten Zeitschrift „Fanal“ vertrauensvoll freie Hand gab. Diese Monatsschrift, auch Organ der AV, zählt für mich zum lesenswertesten periodischen Schriftwerk, welches der Anarchismus in Deutschland je hervorgebracht hat. Mühsams und Rockers Artikel sind nicht nur durch äußerst analytische Schärfe gekennzeichnet. Sie erreichen darüberhinaus beste literarische Qualitäten. Wer in Kunst, Politik und Wissenschaft; in Gefühl und Rationalität generelle Widersprüchlichkeit wittert, ist herzlich eingeladen, sich (und anderen) mit komplementärer Geisteshaltung wahre Wohltaten zu verschaffen.
Die AV kann auch als Gegenentwurf zur Destruktivität der FKAD gesehen werden, die sich verstärkt gegen die FAUD richtete und unaufhörlich Streitigkeiten provozierte. Deren Mentor, Rudolf Oestreich, zerrte 1928 sogar Rudolf Rocker und den Redakteur des „Syndikalist“, Helmut Rüdiger, wegen eines ihn „beleidigenden“ Artikels vor Gericht. Erich Mühsam fiel im „Fanal“ die Aufgabe zu, diese Gerichtsposse als Peinlichkeit innerhalb des Anarchismus in Deutschland schriftstellerisch kommentierend zu begleiten.
Die Mitgliederzahlen der FAUD gingen seit 1922 rapide bergab (von einst 150.000 auf unter 10.000) und die IAA gedieh auch nur mäßig. Geplant waren dort internationale Industrieföderationen und ein „Internationaler Wirtschaftsrat“, der besonders Rudolf Rocker anvertraut wurde. Die Ländersektionen stritten teilweise heftig untereinander, derweil die Spanische, auf der die größten Hoffnungen lagen, ihre Aufmerksamkeit auf ihr Territorium konzentrierte. Als zweite Hoffnungsträgerin keimte die argentinische IAA-Sektion, die sich jedoch hoffnungslos zerspaltete.
Außerdem waren in Europa seit 1917 (beginnend mit den Bolschewiki) und in Südamerika moderne Diktaturen auf dem Vormarsch, sodass die meisten Sektionen, wenn überhaupt, nur noch illegal tätig sein konnten. Dies betraf seit 1922 nacheinander besonders starke Organisationen in Italien, in Spanien (temporär unter Primo de Rivera), Portugal, Argentinien und Brasilien. Deutschland folgte 1932/33. Dank internationaler Mittelsmänner konnte Rocker mit seiner Lebensgefährtin Milly Witkop-Rocker Ende Februar 1933 über die Schweiz schließlich in die USA fliehen.
Tipp:
Helge Döhring: Organisierter Anarchismus in Deutschland 1919-1933, Bodenburg 2018-2020, 3 Bände
„Wenn zwei Menschen, die das Leben so glücklich zusammenführte, so viele Jahre vereint sind, so verwachsen sie allmählich miteinander. Das war auch bei uns der Fall. Wo immer der Name des einen genannt wurde, klang der Name des anderen mit. […] Ich weiß nur, dass mir mit dieser wahrhaft großen Frau etwas genommen wurde, das keine Ewigkeit zurück bringt. […] Der Tod konnte sie von meiner Seite reißen, doch er kann nicht verhindern, dass ihr seelenvolles Bild in meinem Herzen weiter lebt wie eine freundliche Erinnerung an fruchtbare und köstliche Jahre, die mehr und mehr im Sturm der Zeiten verrauschen und nicht wieder kommen.“ (14) (Rudolf Rocker)
Sie lernten sich in London kennen und stellten seit 1897 über viele Jahrzehnte ein phänomenales Schaffensduo dar. Auch Milly spielte eine größere Rolle innerhalb der anarcho-syndikalistischen Arbeiterbewegung in Deutschland. So schuf sie 1921 den „Syndikalistischen Frauenbund“, der zeitweilig 1.000 Mitglieder, davon 200 in Berlin, umfasste, und erarbeitete das Programm mit dem Titel „Was will der Syndikalistische Frauenbund“ (1923). Rudolf schrieb ihr, das soll nicht unbemerkt bleiben, nach ihrem Tod im Jahr 1955 einen der anrührigsten Nachrufe, die ich jemals las und formte diesen in eine wunderschöne Broschüre. (15)
Tipp:
Werner Portmann/Siegbert Wolf: „Die Tore der Freiheit öffnen“ – Milly Witkop-Rocker (1877–1955), Anarchistin und Feministin“, in: „Ja, ich kämpfte“ Von Revolutionsträumen, ‚Luftmenschen’ und Kindern des Schtetls. Biographien radikaler Jüdinnen und Juden, Münster 2006
Rudolf Rocker: „Milly Witkop-Rocker 1877-1955. Zum Gedächtnis“, in IISG Rocker Papers 19
An dieser Stelle möchte ich Rocker auch als Biographen würdigen. Er schrieb über geschichtsprägende Persönlichkeiten wie Fritz Kater, Johann Most (1924, über 400 Seiten) und Max Nettlau, DEM Historiker des internationalen Anarchismus. Letzterer gehört zum Anspruchsvollsten, was Rocker je meistern musste. Er betonte:
„Dazu kam noch der Umstand, dass Nettlau kein leichter Schriftsteller war; sein Stil war hart und häufig etwas ungelenk, wie dies häufig bei deutschen Gelehrten der Fall ist; dazu enthielten auch seine kleineren Abhandlungen eine solche Fülle von historischem Material, dass nur diejenigen sich darin gründlich durcharbeiten konnten, die für geschichtliche Fragen ein besonderes Interesse empfanden, und das waren leider nicht viele.“ (16)
Herausgekommen ist nach dem Tod dieses „Herodot der Anarchie“ (1944), wie Nettlau auch genannt wurde, eine Werkbiographie von über 300 Seiten, die mir trotz Rockers Kunst, Komplexes einfach zu vermitteln, schwere Kost bedeutete. Doch versöhnte der Autor mich in den Schlußkapiteln mit einigen Anekdoten über ihre Begegnungen, die mir Nettlau und Rocker ganz menschlich näherbrachten bzw. in Rockers Diktion: näherzubringen imstande waren. Nettlau, der besonders für seine Biographien über andere Anarchisten gerühmt wurde (Malatesta, Bakunin, Reclus), erhielt postum seine eigene wohlverdiente Biographie, in der Rocker sanftironisch betonte: „Das Leben ist mehr als Bücher“. (17)
Überhaupt konnte Rocker seine selten dargebrachte Ironie in derart zarte sinfonische Worte hüllen, dass sie den Betreffenden dennoch bzw. gerade deshalb volle Achtung der Persönlichkeit zukommen ließ. Eine würdevolle Komik entfaltet beispielsweise seine Beschreibung der reibungsvoll disputierenden Charaktere Nettlau und Mühsam: Hier der nerdige und weise Schreibstubenhistoriker, dort der praktisch veranlagte Lebemann; und Rocker vermittelnd mittendrin, Respekt!
Rockers Werke lesen sich für mich äußerst lehrreich und warmherzig. So auch die sehr kurze Biographie zu Fritz Kater (FVdG/FAUD-Obmann von 1897-1930) mit dem Titel „Ein Leben für den revolutionären Syndikalismus“ (1948).
Tipp:
Die genannten Biographien Rockers über Johann Most und Max Nettlau sowie über Fritz Kater
Ein Beispiel soll genügen: Selbst in die düstere Hitlerzeit wirkte die ganze Persönlichkeit Rockers lindernd hinein. So beschrieb ihm der Göppinger Anarcho-Syndikalist Karl Dingler rückblickend eine von ihm organisierte Rudolf-Rocker-Feier im Konzentrationslager Welzheim:
„Am 25. März 1936 feierte ein Kreis der zuverlässigsten Gefangenen Deinen [Rudolf Rockers] 63. Geburtstag im Lager. Durch Wachen vor Überraschungen gesichert, versammelten wir uns zur Abendstunde. Licht hatten wir keines, nur der Mond warf einen bleichen Schein durch das Gitterfenster. Im Erzählerton würdigte ich Dein Leben, soweit ich dazu die Daten im Gedächtnis hatte, ließ Deine Bücher aufleuchten, Deine Reisen, […] Dir müssen an diesem Abend die Ohren geklungen haben, Rudolf, als ich Dir aus der schwärzesten Nacht heraus in eine unbekannte Ferne hinein, zum Geburtstage gratulierte und ein halbes Hundert politischer Gefangener, Kommunisten, Sozialdemokraten, katholische Geistliche, ehemalige Ludendorff-Offiziere und Deutschnationale sich dem Gruß und Glückwunsch in tiefster Ergriffenheit anschlossen. Die Gefangenschaft macht den Menschen empfänglich. Der Doktrinarismus, der in den Tagen der Freiheit so sehr das Merkmal unserer Landsleute ist, verwandelt sich in den dumpfen Mauern der Gefängnisse in tolerante Aufgeschlossenheit für andere Ideen, und ich habe heute [1946] die Beweise dafür, dass keiner jene Rockerfeier vom März 1936 vergessen hat […]“ (18)
Tipp:
Helge Döhring: Anarcho-Syndikalismus in Deutschland 1933-1945, Stuttgart 2013 (Neuauflage geplant im Verlag Edition AV)
In dem ganzen Chaos von Diktaturen und Flucht ereignete sich jedoch etwas von weltgeschichtlicher Bedeutung, das die Herzen hochleben ließ, Hoffnung gab und den Überlebenswillen merklich anschwellen ließ: Die Spanische Revolution von 1936. Ohne den marxistisch-theoretischen Umstand einer „Übergangsgesellschaft“ oder der „Diktatur des (parteihörigen) Proletariats“ bewies das spanische Proletariat in sehr großen Landesteilen, dass es im Zuge des Generalstreiks am 19. Juli sofort in der Lage war, eine freie Gesellschaft zu etablieren. Diese beinhaltete sowohl in vollindustrialisierten (Millionen-) Städten als auch in landwirtschaftlich geprägten Gebieten eine bedürfnisgerechte Wirtschaftsweise in einer nahezu klassenlosen Gesellschaft, die föderalistisch aufgebaut und geordnet wurde. Die Vorbereitung bestand aus komplexen und jahrzehntelangen gesellschaftlich-gewerkschaftlichen Lernprozessen, die nur bedingt zwischen blaue Buchdeckel passten. Zu diesen ökonomischen und politischen Transformationen kam ein Faktor, ohne den keine freie Gesellschaft funktionieren kann und der in der damaligen marxistischen Theorie eine lediglich untergeordnete Rolle spielte: Die Kultur der gegenseitigen Hilfe, basierend auf eigenständig denkenden und selbstbewusst-gemeinschaftlich handelnden Individuen, die nicht vorhaben, sich von politischem Zentralismus, weder von rechts noch von links, gängeln zu lassen.
Das Prinzip des Föderalismus bedeutete nach Rocker:
„nicht Zersplitterung der Kräfte, sondern planmäßiges und natürliches Zusammenlaufen aller aktiven Bestrebungen, die sich von der gesellschaftlichen Peripherie aus nach gemeinschaftlichen Mittelpunkten bewegen, in denen sich die Gemeinschaftlichkeit der Interessen und der Überzeugungen kristallisiert; im Gegensatz zum Zentralismus, der von einem künstlich geschaffenen Mittelpunkte aus den lokalen und territorialen Gruppierungen dieselben gleich abgestimmten Betätigungsformen aufzwingt und durch diese willkürliche Schablonisierung der Kräfte jede besondere Initiative lähmt und in ihrer natürlichen Entfaltung verhindert. Föderalismus ist das gemeinschaftliche Zusammenwirken selbständiger Kräfte, welche durch gemeinsame Interessen und Überzeugungen verbunden sind, wie die einzelnen Glieder eines Körpers, die jedes durch seine besondere Funktion zur Betätigung des allgemeinen Lebensprozesses beitragen, ja diesen bedingen und aufrechterhalten.“ (19)
Seine Sicht auf die revolutionären Ereignisse in Spanien fasste Rocker sowohl in seinen gedruckten Memoiren prägnant zusammen (S. 372-385: „Der spanische Bürgerkrieg“) als auch in seiner Schrift „The Tragedy of Spain“ (1937).
Allen praktischen Erfolgen in Spanien und den tatsächlich funktionierenden „Arbeitsbörsen“ zum Trotz fehlte ein ganz allgemeiner Text zum Wesen des modernen Anarcho-Syndikalismus. Dafür brauchte es eine literarisch, programmatisch, historisch versierte, beliebte, allgemein verständlich sich artikulierende, geistig offene, gebildete, klassisch kultivierte, revolutionäre, energische Frau! Emma Goldman wurde gefragt. Sie lehnte dies Ansinnen jedoch ab mit der Begründung, dies könne statt Ihrer nur EIN anderer bewerkstelligen: Und so erschien seit 1938 der Titel „Anarcho-Syndicalism“ in mehreren Sprachen – von Rudolf Rocker. Diese fulminante Schrift in schmaler Buchgröße war nicht in der Lage, irgendwelche Wünsche offen zu lassen. Eine deutsche Erstveröffentlichung erschien wegen bestehender „Urheberrechte“ übrigens erst um das Jahr 2010 als „Raubdruck“.
Tipp:
Augustin Souchy: Nacht über Spanien, Darmstadt [1954 und Neuauflagen im Trotzdem-Verlag]
Ein Volk in Waffen 'un pueblo en armas'
Rudolf Rocker: Anarcho-Syndikalismus, Syndikat A, 2021
Mit der Zerschlagung der Spanischen Revolution durch die Zentralisten von rechts und von links erlosch 1939 der letzte Freiheitsschimmer. Auch in Deutschland sollte sich die Bewegung nicht erholen. Nur wenige hundert ehemals in der FAUD organisierte Mitglieder kamen nach 1945 wieder zusammen, um über die Zukunft des Anarcho-Syndikalismus zu beraten. Dazu schufen sie 1947 eine Sammelorganisation mit dem Namen „Föderation freiheitlicher Sozialisten“ (FFS) und reflektierten auf hohem Niveau das Scheitern und den Stand der Bewegung. Sie hielten Kongresse ab, unterhielten eine Geschäftsführung und gaben in einem eigenen Verlag Zeitungen und Broschüren heraus.
Doch wer sorgte aus der Ferne dafür, dass die versprengten Genossinnen und Genossen in Deutschland überhaupt wieder zueinander fanden? Wer schickte den Überlebenden aus den USA Carepakete? Und wer gab der FFS mit mittlerweile über 70 Lebensjahren von seinem Wohnsitz in Crompond (bei New York) Orientierung? Wem vertrauten die Angehörigen des freiheitlichen Sozialismus dermaßen, dass dieser täglich mehrere Stunden allein mit brieflicher Korrespondenz in alle Welt beschäftigt war?
Die Fragen der Korrespondenten aus Deutschland ähnelten sich sehr in Bezug auf die politische Zukunft. Zwar erwies Rocker sich in der einzelnen Beantwortung als sehr geduldig. Doch der Zeitersparnis halber verfasste er die Schrift „Zur Betrachtung der Lage in Deutschland. Die Möglichkeiten einer freiheitlichen Bewegung“, die 1947 in New York erschien und auch bei den Genossen in Europa große Beachtung fand.
Diese Schrift gehört zum großartigsten Vermächtnis des alten Anarcho-Syndikalismus. Mit ihren Analysen und Einschätzungen zählt sie zu den wertvollsten und geistreichsten Überlegungen, die die Bewegung je hervorbrachte. Zudem galang Rocker eine Meisterleistung damit (ich wiederhole mich), sich in brillanter analytischer Schärfe kurz zu fassen, wofür heutige „Universitäts-Honoratioren“ Buchbände brauchen. Zusammen mit Evert Arvidssons Schrift „Der freiheitliche Syndikalismus im Wohlfahrtsstaat“ zählt Rockers „Betrachtung“ samt der enthaltenen bitteren Wahrheiten zu den Anknüpfungspunkten heutiger Theorie. Dieses Meisterwerk der alten Schule kann zurecht als Rockers „Alterswerk“ bezeichnet werden. Und ausgerechnet hier regt sich endlich mein erster größerer Widerspruch zu Rocker.
Denn Rocker hatte sich, ebenso wie andere internationale Größen des Anarcho-Syndikalismus, von klassenkämpferisch-revolutionären Positionen entfernt. Stattdessen empfahl er in dieser Schrift die Integration der eigenen freiheitlich-sozialistischen Ideen und Energien in den Wiederaufbau der Nachkriegsgesellschaft. Folgerichtig entwickelte sich die FFS nicht zu einer klassenkämpferischen Gewerkschaft, sondern blieb eine Ideenorganisation, die Rockers „revisionistische“ Ansichten in großen Teilen adaptierte. Mehr noch: Anarcho-Syndikalisten waren jetzt gesetzliche Betriebsräte, saßen für die SPD in Stadträten und hatten hohe Posten bei den einst verfeindeten sozialdemokratischen Zentralverbänden. Dieser Teil der anarcho-syndikalistischen Geschichte hat mich verblüfft.
Aber was ist meine Bewunderung für Rockers generelle Geisteshaltung wert, wenn ich mich dem nicht stelle, wo es unbequem wird? Immerhin brachte mir dieser Schritt derart viel Erkenntnisgewinn ein, dass ich auch diese Ansichten als bereichernd an mich ran lasse, ohne jedoch diese Auffassungen zu teilen.
Diese offene Tür Rockers läßt mich nicht nach vorne schauen.
Tipp:
Hans Jürgen Degen: Anarchismus in Deutschland 1945-1960. Die Föderation freiheitlicher Sozialisten, Lich 2015
Zur Betrachtung der Lage in Deutschland. Die Möglichkeiten einer freiheitlichen Bewegung“, New York 1947
Aufgrund seiner Zähigkeit, er verstarb erst am 19. September 1958, verblieb ihm die Zeit, seine Autobiographie zu verfassen. Diese ist ein wahrer Wälzer und lagert maschinenschriftlich im „Internationalen Institut für Sozialgeschichte“ (IISG) in Amsterdam. Ein kleiner Auszug davon erschien 1974 mit ca. 300 Seiten unter dem Titel „Aus den Memoiren eines deutschen Anarchisten“ und lässt erahnen, welch ein Schatz noch zu heben ist.
Peter Wienand veröffentlichte 1981 eine knapp 500seitige, inhaltlich und recherchetechnisch starke Rocker-Biographie, die umfassende Einblicke in Rockers Leben gibt oder nach Rockers Diktion zu geben imstande ist. Eine Rezension machte Wienand zum Vorwurf, stark „hagiographische“ Züge gezeichnet zu haben. Aber OHNE entsprechende Würdigung von Rockers Werk und Persönlichkeit läge in meinen Augen mehr Subjektivität vor als MIT ausgiebiger Würdigung. Das schienen viele seiner Weggefährten ähnlich gesehen zu haben:
Rocker war gut bekannt bzw. enger befreundet mit den besten Größen der internationalen freiheitlichen Arbeiterbewegung und des Sozialismus, beispielsweise mit Max Nettlau, Emma Goldman, Errico Malatesta, Alexander Berkman, Augustin Souchy oder Diego Abad de Santillán. Doch seine Kontakte fanden auch darüber hinaus bedeutende Kanäle. So wurde sein Hauptwerk „Nationalism and Culture“ u.a. von Bertrand Russell („wichtiger Beitrag zur politischen Philosophie“), Thomas Mann („Es freut mich aufrichtig, dieses bedeutende, tief fundierte und geistig reiche Buch zu besitzen“) und Albert Einstein gewürdigt: „Ich finde das Buch außerordentlich originell und aufklärend. Es werden in demselben viele Tatsachen und Zusammenhänge in neuartiger Weise überzeugend beleuchtet.“ (20)
Rockers internationales Werk, allein schon seine Korrespondenz, ist vielschichtig und zu umfangreich, um hier auch nur annähernd in Blüte dargestellt werden zu können. In seinen späteren deutschsprachigen Schriften widmete er sich einzelnen Weggefährtinnen: 1949 erschien im Verlag „Die freie Gesellschaft“ die Broschüre „Der Leidensweg der Zensl Mühsam“, 1952 schrieb er im „Andenken einer alten Freundin“ über Emma Goldman. Um die gleiche Zeit verfasste er zusammen mit Helmut Rüdiger und Diego Abad de Santillán „Worte der Würdigung“ auf Gustav Landauer. Desweiteren portraitierte er beispielsweise Gregory Petrovich Maximoff, Max Baginski, Francisco Ferrer, August Reinsdorf und Theodor Plievier.
Den preußischen Staatsphilosophen Hegel hingegen stellte Rocker treffsicher an den Pranger, während er in einer seiner letzten Broschüren (1953) den offenen Geist Heinrich Heines beschwor.
Was bleibt am Schluss?
"Wahrhaft glücklich ist nur der Mensch, der sich an seinem Lebensabend sagen kann, sein Bestes getan zu haben, um sich und seinen Mitmenschen höhere Ausblicke unseres geistigen und sozialen Daseins zu erschließen. Wer so fühlt, für den hat der Tod keine Schrecken. Zu ihm kommt er als Freund.“ (21)
Tipp:
Peter Wienand: Der „geborene“ Rebell. Rudolf Rocker. Leben und Werk, Berlin 1981 (antiquarisch)
Rudolf Rocker: Aus den Memoiren eines deutschen Anarchisten, Frankfurt/M. 1974 (antiquarisch)
Anarchismus.at – Textsammlung Rudolf Rocker
„Nationalismus und Kultur“ – auch „Die Entscheidung des Abendlandes“ (antiquarisch)
Film: „Rudolf Rocker. Buchbinder und Anarchist“, von Christian Hohoff und Michael Münch, Südwestfunk 1988
Rudolf Rocker auf dem 4. IAA-Kongress in Madrid 1931 (leider ohne Ton)
Internationales Institut für Sozialgeschichte (Amsterdam), Bestand Rudolf Rocker
Den gesammten Beitrag könnt Ihr hier auch als PDF lesen: Helge Döhring_ Rudolf Rocker zum 150.Geburtstag. Leben, Werk und Wirkung.pdf